App Unbundling: Der Weg zu schlanken, fokussierten Apps
App Unbundling ist zwar schon ein alter Hut, dennoch stehen wir immer wieder Anforderungen unserer Kunden gegenüber, die an diesem Ansatz aus unterschiedlichsten Beweggründen vorbeigehen. Darum möchten wir hier noch einmal die wichtigsten Fakten zusammenfassen.
Was bedeutet App Unbundling?
App Unbundling bezeichnet den Umstand, umfangreiche, multifunktionale Apps in mehrere eigenständige, auf einzelne Use Cases fokussierte Apps aufzuteilen.
Eine App soll immer einen thematischen Schwerpunkt setzen und den Nutzer in einem klar definierten Vorhaben unterstützen. Dazu ein einfaches Beispiel: Mit der Taschenrechner App kann ich rechnen und eben nur rechnen. Und nicht noch zusätzlich Währungskurse beobachten, einen Timer stellen oder jemanden anrufen.
Oft werden aber genau solche Apps gebaut, die da noch schnell eine zusätzliche Funktion bieten und dort noch einen Navigationspunkt integrieren. Und am besten noch einen Einstiegs-Screen mit einer Übersicht aller Funktionen haben, sonst kennt der Nutzer sich ja nicht aus.
Solche Funktionswunder entstehen oft dann, wenn Apps ohne Zukunftsplanung wachsen. Oder wenn Apps wie umfangreiche Websites betrachtet werden oder nur eine App gewünscht ist, um mit dieser möglichst hohe Downloadzahlen zu erreichen.
Wann ist App Unbundling sinnvoll?
Nicht in jedem Fall ist es sinnvoll die einzelnen Funktionen einer App in unzählige eigenständige Apps zu zerstreuen. Die Lösung besteht darin, sich grundlegend darüber Gedanken zu machen, welchem Zweck die App eigentlich dienen soll und welche Funktionen dafür erforderlich (oder eben nicht) sind. Es geht darum, thematisch zusammenpassendes in darauf fokussierte Apps zu bündeln.
Ziel ist es, dem Nutzer einen einfachen Einstieg sowie eine selbsterklärende Oberfläche zu bieten, mit der er seine Vorhaben schnellstmöglich erreichen kann. Wenn er sich dazu zunächst durch unzählige Menüs kämpfen oder zwischen mehreren Ansichten entscheiden muss, ist es Zeit, etwas zu unternehmen.
Facebook und Facebook Messenger - das Paradebeispiel
Facebook hat schon vor geraumer Zeit die Funktionen des Newsstreams und der Kommunikation in zwei Apps getrennt und damit in jeder App die perfekte Experience geschaffen. Beide Apps sind untereinander verbunden und es wird je nach Bedarf bzw. Aufgabe nahtlos zwischen diesen gewechselt.
mobito – der perfekte Kandidat für App Unbundling
mobito dient zum Verwalten des eigenen Fahrzeugs mit Spritkostenübersicht und Fahrtenbuch. Zusätzlich ist eine umfangreiche Funktion zum Organisieren von privaten und öffentlichen Gruppen zur gemeinschaftlichen Nutzung von Fahrzeugen integriert.
Die zwei Themen beschäftigen sich beide mit der eigenen Mobilität, aber es sind dennoch grundlegend verschiedene Anwendungsfälle. Beim einen möchte ich schnell einen neuen Eintrag im Fahrtenbuch erstellen oder die aktuellen Tankkosten abspeichern, beim anderen sofort eine Übersicht über der Verfügbarkeit des gemeinsamen Fahrzeugs sehen und dieses im Bedarfsfall reservieren.
Biete ich beides in einer App an, kann ich dem Nutzer nicht für beide Anwendungsfälle sofort den richtigen Einstieg bieten, sondern muss ihn zuerst in eine Navigation schicken oder starte jeweils mit der falschen Ansicht. Zwei getrennte Apps hingegen starten immer direkt mit der richtigen Ansicht und können Look&Feel und Navigation entsprechend den Anforderungen ausrichten. So kommt der Nutzer immer effizient und schnell an sein Ziel.
„Apo-App“ - eine zentrale App
Die Apo App erlaubt es dem Nutzer die eigenen einzunehmenden Medikamente abzuspeichern, den Impfpass zu digitalisieren und die Öffnungszeiten von Apotheken abzurufen. Alle drei Themen passen thematisch zusammen, da es sich letzten Endes immer um die Verwaltung und Beschaffung von Arzneimitteln dreht. Thematisch könnte man Apothekensuche und Medikamente trennen, aber das eine ergänzt das andere sinnvoll. Denn so habe ich die Liste meiner Arzneimittel direkt an derselben Stelle parat, mit der ich auch gerade die Apotheke gefunden habe, in der ich diese beziehen möchte.
Die Vor- und Nachteile
Wie jede andere Entscheidung, sollte auch die „für“ oder „gegen“ App Unbundling abgewogen und vor allem von Fall zu Fall individuell getroffen werden:
Vorteile
- Aufbau und Navigation der App sind auf einen konkreten Anwendungsfall hin optimiert.
- Onboarding und App-Einstieg lassen sich meist stark vereinfachen.
- Die App kann einen der Funktion entsprechend optimierten App-Titel und App Store Eintrag für bessere Auffindbarkeit tragen.
- Marketing- und Pressearbeit werden durch den definierten Anwendungsfall vereinfacht.
- Unabhängigkeit bei Erweiterung, Veränderung oder Relaunch der einzelnen Funktionen (einzelne Apps).
- Verantwortungen für die einzelnen Apps/Features können in die passenden Fachabteilungen verlagert werden und müssen nicht zentral bei Marketing oder IT liegen.
- Die einzelnen App-Entwicklungsaufträge können an unterschiedliche, für das jeweilige Thema spezialisierte Dienstleister, vergeben werden.
- Eine schlankere Code-Basis erleichtert die laufende Anpassung und Wartung.
Nachteile
- Leicht höhere Kosten bei der initialen Erstellung von mehreren App Fundamenten im Gegensatz zu einer App-Basis.
- Leicht höhere Kosten bei der fortlaufenden Wartung durch die Betreuung mehrerer Apps.
- Eine über mehrere Apps hinweg segmentierte Nutzerlandschaft ergibt zwar höchstwahrscheinlich insgesamt eine größere Nutzerbasis, pro App können diese aber geringer ausfallen als bei einer einzelnen App.
- Ein notwendiger Austausch von Basisdaten des Nutzers zwischen den Apps macht Benutzeraccounts und damit ein Backend zwingend notwendig.
- Erhöhter Abstimmungsaufwand für einheitliche CI-Vorgaben, wenn Apps von unterschiedlichen Dienstleistern betreut werden.
Alternative Wege seine Apps zu verbinden
Viele spezialisierte Apps bedeuten nicht zwangsläufig, dass diese nicht auch miteinander verbunden sind und eine einheitliche Sprache sprechen.
Dazu können wir uns mehrerer Möglichkeiten bedienen:
- Namensgebung mit System: Ein einheitliches Namenssystem macht die Zusammengehörigkeit für den Nutzer sichtbar (z.B. autoBuch, autoFinden, autoTeilen, …)
- Übergreifendes Branding und Wording: Ein einheitliches Corporate Design in Bezug auf Logos, Farbgestaltung, Wording und UI-Aufbau lassen den Nutzer die gleiche Herkunft und damit die Zusammengehörigkeit erkennen.
- Verlinkung zwischen Apps: Biete ich mehre Apps an die sich sinnvoll ergänzen, macht es durchaus Sinn, den Nutzer auf die Existenz dieser hinzuweisen. Dazu können Apps direkt aus anderen Apps heraus mittels Verlinkung gestartet werden.
Wird die Ziel-App entsprechend darauf vorbereitet, kann diese nicht nur gestartet, sondern auch mit einem definierten Screen aufgerufen werden. Dabei lassen sich auch Daten übergeben (Beispiel: die Hotelsuch-App startet die Flugsuch-App und übergibt gleich Start- und Enddatum der aktuellen Hotelsuche).
Es ist auch möglich, dass sich mehrere Apps desselben Anbieters den Login teilen. So ist es für den Nutzer ausreichend, sich einmal in der einen App anzumelden um in der anderen ebenfalls direkt angemeldet zu sein. - App Bundles im Store: Apple erlaubt es im App Store sogenannte App Bundles zu erstellen. Diese dienen dazu, Nutzern mehrere Apps als einen Download/Kauf anzubieten und alle Apps in einem Rutsch auf dessen Telefon bringen.