Android Auto im Test

Touchscreen neben dem Lenkrad in einem Auto.

Infotainment-Systeme sind heutzutage Standard in unseren Autos. Viele Hersteller verbauen schon lange auf Wunsch statt dem einfachen Radio ein Komplettsystem mit vielen Zusatzfeatures. Nun haben es sich Google und Apple auf die Fahnen geschrieben, das Infotainment-System mit Android Auto und CarPlay neu zu definieren.

Jeder hat schon einmal bei Familie, Freunden oder im eigenen Fahrzeug Infotainment-Systeme unterschiedlichster Auto-Hersteller in Aktion erlebt. Der Vergleich dieser Systeme fällt oft schwer, sind sie doch unterschiedlich in Design, Aufbau, Menüführung und Funktionalität. Die Internet-Riesen Apple und Google wollen diesen Zeiten schon bald ein Ende setzen und neue Standards etablieren.

Konzept

Das Konzept ist einfach erklärt: das Smartphone wird mit dem Infotainment-System des Autos verbunden. Apps, wie zum Beispiel für die Navigation oder Medienwiedergabe, werden dann zwar auf dem Smartphone ausgeführt, jedoch über Knöpfe und/oder den Touchscreen im Auto bedient.

Bereits im September 2009 wurde so ein Konzept vorgestellt, welches 2011 offiziell MirrorLink getauft wurde.

Wirklich große Verbreitung fand MirrorLink jedoch nicht, was zum Großteil daran liegt, dass MirrorLink nur mit Android Geräten genutzt werden kann und die Liste der kompatiblen Geräte relativ überschaubar ist.

Hier kommen schließlich Google und Apple ins Spiel. Beide Konzerne verfolgen eine Infotainment-Lösung, die auf dem gleichen Konzept wie MirrorLink basiert.

Der große Vorteil: beide Anbieter setzen auf eine hohe Verfügbarkeit. So funktioniert CarPlay mit allen gängigen iPhone Modellen (ab iPhone 5) und Android Auto auf jedem Smartphone mit Android 5.0 oder höher.

Aber jetzt endlich ein paar Details zu Android Auto...

Android Auto

Kurz erklärt bietet Android Auto eine Oberfläche um die wichtigsten Funktionen des Smartphones wie Navigation, Telefon oder etwa Musik, während der Fahrt sicher bedienen zu können. Die Bedienung erfolgt primär über ein aufgeräumtes User Interface direkt über den Touchscreen des Fahrzeuges und mittels einer ausgereiften Sprachsteuerung. Die Integration der Bedienelemente am Infotainment-System sowie am Lenkrad ermöglicht zudem beispielsweise per Knopfdruck über das Lenkrad die Musik zu steuern oder per Drehknopf an der Mittelkonsole in Google Maps zu zoomen. Je nach Umgebungshelligkeit wechselt die Oberfläche zudem automatisch zwischen Tag- und Nachtmodus.

Setup

Das Smartphone wird über USB mit dem Auto verbunden und bei der ersten Verwendung konfiguriert. Der gesamte Setup Prozess geht jedoch sehr einfach von statten. Nach einer automatischen Überprüfung ob alle nötigen Apps installiert und auf dem aktuellsten Stand sind, kommt noch ein Sicherheitshinweis zur Verwendung von Android Auto. Einmal kurz bestätigen und schon kann es losgehen.

Übersicht

Das zentrale Element, und auch Startbildschirm von Android Auto, ist die Übersicht, welche etwas an Google Now erinnert. Hier werden Informationen, die für die aktuelle Fahrt von Interesse sein könnten, automatisch gesammelt und in Form von Karten angezeigt.

Android Auto Home-Screen.
© bluesource

Hat man sich beispielsweise zu Hause noch auf Google Maps schlau gemacht wo genau die Zieladresse für den geplanten Tagesausflug liegt, so kann man fast sicher davon ausgehen, auf der Übersicht die Fahrtzeit bis zu diesem Ziel präsentiert zu bekommen. Ein Klick darauf und Android Auto wechselt zu Maps, berechnet die Route und startet die Navigation.

Eingehende Nachrichten können per Klick vorgelesen werden - die Antwort erfolgt per Sprachsteuerung. Android Auto unterstützt aktuell natürlich die gute alte SMS, sowie die gängigsten Messenger wie zum Beispiel WhatsApp oder Telegram.

Ähnlich verhält es sich mit der Musik: zuhause gerade noch eine Playlist gehört und siehe da, Android Auto schlägt in der Übersicht vor, diese einfach weiter zu hören.

Zudem werden die aktuell gespielte Musik und die nächste Navigationsanweisung immer angezeigt. So verliert man nie den Überblick.

Google Maps, Musik und das gute alte Telefon

Über die Menübuttons am unteren Displayrand erreicht man die unterschiedlichen Screens von Android Auto.

Zur Navigation steht Google Maps mit angepasstem Interface zur Verfügung.

Navigations-Apps von anderen Anbietern unterstützt Android Auto derzeit nicht. Seit Google Maps das offline Speichern von Karten sowie die Offline Navigation unterstützt, stellt dies allerdings kein Problem mehr dar und Maps ist als vollwertige Offline-Navigationslösung mit Android Auto nutzbar.

Auto-Bildschirm mit Google Maps Navigations-Screen.
© bluesource

Im Bereich Musik ist die Auswahl schon etwas größer. Alles was Rang und Namen hat, bietet Android Auto Unterstützung an. So kann man neben Google Music auch zahlreiche andere Musik-Apps nutzen wie zum Beispiel Spotify, Amazon Music, Audible oder TuneIn Radio, um nur einige zu nennen.

Auto-Bildschirm mit Google Play Musik Screen.
© bluesource

Ein Klick auf den Telefonhörer führt zum Telefon. Und das war’s auch schon, Anrufliste, Tastenfeld... hier gibt es relativ wenig Überraschungen. Die Bedienung ist auch hier intuitiv und das Design gut gelungen.

Google Sprachsteuerung

Zwar sind sehr viele Funktionen auch über den Touchscreen erreichbar, hat man sich jedoch erst einmal mit der Google Sprachsteuerung in Android Auto vertraut gemacht, gibt es Aufgaben die man einfach nicht mehr anders löst.

Befehle wie „Navigiere nach Hagenberg, Softwarepark 35“ werden einwandfrei erkannt, die Navigation sucht das passende Ziel und startet die Routenführung. Bei mehreren gefundenen Möglichkeiten kann man per Display das korrekte Ziel wählen. Ebenso einfach und schnell tätigt man einen Anruf oder schreibt eine SMS.

Und wenn wir jetzt einmal annehmen, dass wir gerne „Rise Against“ hören und uns leider noch keine neue Playlist vorbereitet haben, löst sich auch dieses Problem fast wie von selbst: einfach mit dem Befehl „Spiele Rise Against, Prayer Of The Refugee“ Google Music anwerfen und man bekommt einen Mix aus Musik, der zum gewünschten Track passt.

Neben diesen Befehlen, die die Bedienung erheblich vereinfachen, gibt es auch Aufgaben die sich ausschließlich per Sprachsteuerung bewältigen lassen. Ein Beispiel dafür ist das Schreiben bzw. Beantworten von Nachrichten, da aus Sicherheitsgründen nicht per Display geschrieben werden kann. Lässt man sich von Android Auto eine Nachricht vorlesen, drückt man zu Ende einfach die Taste für die Spracheingabe und sagt „Antworten“ – Android Auto antwortet prompt „Wie lautet die Nachricht?“ und man muss nur noch seine Antwort diktieren. Zur Kontrolle wird die erfasste Antwort noch einmal vorgelesen und nach einer kurzen Bestätigung versendet.

Sicherheit

Das Thema Sicherheit wird bei Android Auto groß geschrieben. Wie bereits erwähnt ist es beispielsweise nicht möglich, etwas per Tastatur zu schreiben. Sämtliche Aufgaben die eine konkrete Eingabe von Text erfordern, müssen per Spracheingabe erledigt werden um die Aufmerksamkeit nicht zu sehr vom Straßenverkehr abzulenken.

Zudem gibt es national unterschiedliche Auflagen wie etwa eine Bestimmung die besagt, dass sämtliche User Interaktionen maximal 6 Schritte erfordern dürfen. In der Praxis zeigt sich das beispielsweise daran, dass man in der Google Music Playlist nicht beliebig weit scrollen kann, sondern eben nur genau so lange, dass man insgesamt 6 Interaktionen nicht übersteigt.

Was die Bedienung des Smartphones selbst betrifft, steht auch hier der Sicherheitsgedanke im Vordergrund. Das Smartphone selbst kann nicht mehr verwendet werden, sobald es über Android Auto mit dem Infotainment-System verbunden ist. Sämtliche Interaktionen erfolgen über das für die Autofahrt angepasste User Interface von Android Auto.

Ausblick

Eine kabellose Variante von Android Auto ist bereits vorgesehen, allerdings fehlt in diesem Punkt noch die Unterstützung der Infotainment-Systeme. Für kurze Fahrten wäre eine kabellose Verbindung durchaus wünschenswert. Bei langen Fahrten ist der nette Nebeneffekt dass der Akku des Smartphones per USB geladen wird jedoch nicht nur wünschenswert, sondern bei dauerhafter Navigation und Musikstreaming sogar unumgänglich.

Die Möglichkeiten, die sich durch Kombination diverser Daten des Autos mit dem Smartphone bieten würden, sind sehr vielfältig. Beispielsweise koppelt sich Android Auto an den Helligkeitssensor des Autos. Wird das Abblendlicht des Fahrzeugs auf Grund der Umgebungshelligkeit automatisch eingeschaltet, wechselt die Benutzeroberfläche von Android Auto in den Nachtmodus.

Man darf gespannt sein, welche Funktionen Android Auto in Zukunft noch erhalten wird.

Résumé

Das Résumé in 5 Worten: Android Auto ist wirklich gelungen!

Hat man es erst einige Zeit selber verwendet, möchte man während der Fahrt nicht mehr darauf verzichten. Das Design der Benutzeroberfläche ist sauber und modern gestaltet und die Funktionen sind gut durchdacht.

Die größten Vorteile sind einerseits die ständige Verfügbarkeit einer vollwertigen Navigationslösung mit aktuellem Kartenmaterial, sowie die Möglichkeit durch Updates der Android Auto App am Smartphone auch das Infotainment-System im Auto mit neuen Funktionen zu erweitern.

Das Konzept geht eindeutig in die richtige Richtung und die Umsetzung ist, obwohl erst seit gut einem Jahr öffentlich verfügbar, bereits sehr ausgereift. Ab und an braucht die Verbindung einen manuellen Anstoß, meistens funktioniert es jedoch auf Anhieb und im Großen und Ganzen ist die Verbindung zwischen Smartphone und Auto stabil.

Soviel erstmal zu Android Auto. Hier werfen wir einen genaueren Blick auf Apple’s Pendant „CarPlay“.

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